Viele Wege führen nach Rom, auch bei der Pensionsplanung

Wenn ich meine Kundinnen und Kunden frage, was sie sich für ihren dritten Lebensabschnitt wünschen, ist das für mich immer ein spannender Moment. Warum? Ich merke schnell, wie gut oder schlecht sie auf das Thema vorbereitet sind. Welche Fragen sie sich schon gestellt haben und welche noch nicht. Ein Beispiel. Wenn es um die Rente geht, haben viele Menschen das Gefühl: heute Arbeitsleben, morgen Rentnerleben. Aber die Realität ist so vielfältig wie die Menschen selbst und das ist das Spannende und Abwechslungsreiche an meinem Beruf als Pensionsplaner. Es gibt unterschiedliche Wege aus dem Berufsleben auszuscheiden und oft ist auch eine Kombination möglich. Hier eine Aufzählung der häufigsten Wege:

  • Normale Pensionierung mit 65 von heute auf morgen

  • Kündigung kurz vor der Pensionierung

  • Frühpensionierung, die Finanzierung steht auf einem anderen Blatt

  • Teilweise Pensionierung: Reduzierung der Arbeitszeit bis zum gewünschten Zeitpunkt.

  • Schrittweise Reduzierung, z.B. von 100% auf 80%, später auf 60% und am Schluss noch 40%

  • Weiterbeschäftigung nach 65 mit gewünschtem Beschäftigungsgrad

  • Andere verabschieden sich mit einer Kapitalabfindung und stehen vor einer neuen Situation

  • Andere wollen ins Ausland gehen oder zurück in ihre Heimat.

Wie auch immer der Wunsch aussieht, die Aufgabe des Pensionsplaners ist es, die Fakten mit den gesetzlichen Bestimmungen (der verschiedenen Themenbereiche) und den Wünschen des Kunden in Einklang zu bringen und den maximalen Mehrwert herauszuholen.

Was genau wird bei einer Pensionsplanung angeschaut?

Die Themenbereiche sind:

  • AHV

  • Pensionskasse (alle Reglementarischen Möglichkeiten und Konsequenzen)

  • Dritte Säule

  • Der eigene Ruhestand, der Alltag, deine Pläne, dein Leben

  • Die Steuern (sämtliche anfallenden Steuern)

  • Immobilien (kaufen, verkaufen, vermieten, verschenken, amortisieren, Hypothekenstrategie, Tragbarkeit)

  • Anlageberatung

  • Budget: wie hoch sind die Einnahmen wie hoch sind die Ausgaben und wie lange reicht mein Kapital, wenn ich weiter so lebe.

  • Investitionen, grössere Ausgaben z.B. für Reisen, Auto, geschätzte Teuerung

  • Mein Nachlass (Erb- und Vorsorgerechtliche): wie viel kann ich vererben und was bedeutet das für meine Hinterbliebenen und wie kann ich meinen Willen umsetzen mit entsprechenden Begünstigungen (Willensvollstreckung).

Welchen Mehrwert bringt eine Pensionsplanung?

Wenn man pensioniert wird und das Kapital bezieht, ist man oft so „reich“ wie nie zuvor in seinem Leben. Das bedeutet auch, dass die Verantwortung für den Einzelnen grösser wird. Aus der Psychologie ist bekannt, dass viele damit überfordert sind. Ein extremes Beispiel sind die Lottomillionäre, die nach einer gewissen Zeit wieder pleite sind. Der richtige Umgang fängt damit an, die richtigen Fragen zu stellen. Meine Aufgabe als unabhängiger Pensionsplaner ist es herauszufinden, welche Fragen hat sich der Kunde noch nicht gestellt?

Für einen Fachmann ist vieles logisch und klar, doch der Kunde geht meist nur einmal in Pension. Daher ist es wichtig, sich die richtigen Fragen zu stellen und einen ausgewiesenen Finanzspezialisten auf seine Seite zu nehmen, wie ein Fussballtrainer, der während dem ganzen Spiel an der Seitenlinie ist. Denn alles hat seine Sonnen- und Schattenseiten. Die Frage ist immer, wieviel Sonne kann und will ich vertragen?

Je mehr der Pensionsplaner über dich weiss, desto besser kann er dir helfen, das Leben zu leben, das du dir wünschst. Selbstverständlich sind finanzielle Vorteile wie Steuervorteile, höhere Anlagerenditen usw. inbegriffen.

Was wird gerne unter- oder überschätzt bei der Pensionierung?

Gesundheit & Lebenserwartung

Ohne Gesundheit ist alles nichts. Wie bei den Finanzen, viele reden darüber, machen aber wenig dafür. Täglich in Bewegung bleiben, soziale Kontakte pflegen, gesund essen und vor allem dein Ikigai zu finden. Ikigai - was? Ikigai ist ein japanisches Wort und bedeutet frei übersetzt “das, wofür es sich zu leben lohnt”.

Studien haben gezeigt, dass ältere Leute mit einer Aufgabe, zu 50% weniger Tabletten einnehmen als die Vergleichsgruppe. Diese Aufgabe, kann noch so klein sein, doch sie soll für dich erfüllend sein. Ob das die Kinder vom Nachbarn sind (z.B. 1x in der Woche betreuen), die Hauskatze oder die Pflanzen pflegen. Dies steigert nicht nur die Lebenserwartung, sondern auch die Lebensqualität. Zu diesem Thema kann ich die Netflix Doku Serie “Wie wird man 100 Jahre alt?” empfehlen. Schreib mir, was dir am meisten gefallen hat. Ich freue mich auf deine Erkenntnisse.

Der eigene Tod

99% der Fälle sehen in der Pensionsplanungen immer nur die Schönwetterlage. Das heisst, alle bleiben gesund und alt. Sehr wünschenswert, doch sehr fern vom Leben. Der eigene Tod ist ein Tabuthema. Dennoch ist es wichtig, sich frühzeitig mit dem eigenen Ableben auseinanderzusetzen und entsprechende Vorkehrungen zu treffen, um den Angehörigen unnötigen Stress zu ersparen.

Kein Plan B vorhanden

Viele Menschen haben keinen alternativen Plan für den Fall, dass ihre ursprünglichen Vorstellungen nicht realisierbar sind. Ein solider Plan B kann Sicherheit geben und helfen, unvorhergesehene Herausforderungen zu meistern.

Expertentum statt Regionalität

Viele Menschen verlassen sich auf regionale Ratschläge und Empfehlungen ihrer Bekannten, Banken, Versicherungen oder anderen „Finanzleuten“, anstatt einen erfahrenen Experten zu konsultieren, der sich auf dieses Thema spezialisiert hat. Wenn der Experte in der Nähe wohnt, ist das ein Plus, jedoch kein Muss.

Ich mache ein Beispiel: Du hast eine heikle Operation am Knie vor dir. Gehst du dann zum nächsten Spital um die Ecke oder suchst du dir einen erfahrenen Spezialisten, der Erfahrung hat und dir eine höhere Erfolgschance verspricht?

Anlagen

Die Bedeutung und Komplexität von Anlageentscheiden werden oft unterschätzt. Neben den Kosten ist die Performance oft noch gravierender. Wie oft hat dieser Fonds, diese Bank, dieser Vermögensverwalter in den letzten 10 (und mehr) Jahren den Benchmark, also den Marktdurchschnitt überhaupt geschlagen (nach Kosten!).

Vor allem sehe ich selten einen Plan B. Deine Lebenszeit ist wie eine Sanduhr, deshalb mein Tipp: verschwende keine Zeit mit Mittelmässigkeit, du bist mehr wert. Wenn Privatpersonen selbst investieren, ist das zu hohe bzw. unterschätzte Risiko das Thema, die fehlende Strategie und das gefährliche Halbwissen.

Ausgaben

Viele unterschätzen ihre zukünftigen Ausgaben in der Pension. Ich verdiene weniger und zahle dadurch weniger Steuern. In der Pensionsplanung und beim Budgetieren werden solche Aussagen klar relativiert. Es ist essenziell, ein realistisches Budget nach Lebensphasen zu erstellen, das alle möglichen Kosten berücksichtigt, einschliesslich unerwarteter Ausgaben und geschätzter Teuerung.

Erbrecht

Das Erbrecht spielt eine zentrale Rolle in der Pensionsplanung, wird jedoch oft vernachlässigt. Es ist wichtig, frühzeitig Massnahmen zu treffen und sich über die gesetzlichen Regelungen im Klaren zu sein, um spätere Konflikte zu vermeiden. Gerne wird dies aufgeschoben, oft bis es zu spät ist.

Frühpensionierung

Die finanziellen und emotionalen Auswirkungen einer Frühpensionierung werden oft nicht vollständig bedacht. Es ist wichtig, die langfristigen finanziellen Konsequenzen und die eigene Lebensplanung sorgfältig zu planen. Vor allem, wenn man länger gesund lebt, als man denkt.

AHV

Die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) wird oft überschätzt. Viele verlassen sich zu sehr auf die staatliche Rente, ohne zusätzlich privat vorzusorgen. Die AHV allein reicht nicht aus, um den gewohnten Lebensstandard zu halten.

Wohnen im Alter

Die Wohnsituation im Alter ist ein entscheidender Faktor, der oft zu spät bedacht wird. Ob man in der eigenen Wohnung bleiben möchte, in eine seniorengerechte Wohnung zieht oder vielleicht sogar auswandert, sollte frühzeitig geplant werden.

Fazit: Warum ist eine Pensionsplanung nötig?

Bei einer Pensionsplanung geht es nicht nur um die Frage Rente oder Kapital beziehen, sondern um viel, viel, viel mehr. Wie du oben gelesen hast, sind einige sehr wichtige und auch persönliche Fragen zu beantworten. Oft weiss man es am Anfang selbst nicht, was man will. Herauszufinden, was du wirklich willst und wie du es erreichen willst, ist genau die Aufgabe des Pensionsplaners. Die Zahlen sind vorgegeben, die Frage ist jetzt noch welchen Weg nehme ich nach Rom, der für mich am besten passt und mir viele Vorteile bringt.

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