Gebunden oder ungebunden: Worauf du bei deinem Versicherungsberater achten solltest
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Die Finanzmarktaufsicht FINMA hat mit der VAG-Revision das Ziel verfolgt, die Qualität und den Schutz für Privatkunden in der Finanzberatungslandschaft der Schweiz zu erhöhen. Doch was genau bedeutet die VAG-Revision, und welche Unterschiede gibt es zwischen gebundenen und ungebundenen Vermittlern?
Was ist die VAG-Revision?
Die VAG-Revision ist eine Überarbeitung des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG), das die Tätigkeiten von Vermittlern im Versicherungsbereich regelt. Ziel der Revision ist es, strengere Regeln für die Qualifikation und das Verhalten von Vermittlern einzuführen, um den Schutz der Kunden zu verbessern. Vermittler müssen sich neuen Anforderungen in Bezug auf Ausbildung, Weiterbildung und Transparenz bei der Vergütung stellen.
Gebundene und ungebundene Vermittler – was ist der Unterschied?
Ein gebundener Vermittler ist ein Berater, der vertraglich an ein oder mehrere Versicherungsunternehmen gebunden ist und hauptsächlich deren Produkte anbietet. Seine Empfehlungen können daher durch die Interessen des Unternehmens beeinflusst werden, für das er tätig ist.
Ein ungebundener Vermittler hingegen arbeitet unabhängig von Versicherungsgesellschaften und hat Zugang zu Produkten verschiedener Anbieter. Er kann dadurch objektiver beraten und im besten Interesse des Kunden handeln. Allerdings bringt die VAG-Revision für ungebundene Vermittler strengere Auflagen mit sich, während gebundene Vermittler teilweise von diesen verschont bleiben.
Ungleiche Voraussetzungen
Die Revision erlegt ungebundenen Vermittlern strikte Auflagen auf: Aus- und Weiterbildung, Transparenz in der Vergütung und detaillierte Offenlegung der Arbeitsweise. Diese Massnahmen zielen darauf ab, die Beratungsqualität zu erhöhen und den Schutz der Kunden zu stärken. Doch warum gelten diese strengen Vorgaben nicht auch für die gebundenen Vermittler?
Gebundene Vermittler sind oft an Konzernziele gebunden, die auf sie heruntergebrochen werden und sich in der Praxis häufig mit den Zielen des Kunden überschneiden. Gerade in diesem Umfeld wäre es besonders wichtig, die gleichen Voraussetzungen wie für ungebundene Vermittler zu schaffen – insbesondere im Hinblick auf transparente, provisionsbasierte Vergütungsmodelle, die den Berater in eine potentielle Interessenkollision bringen können.
Fehlende Repräsentation der Privatkundenbroker
Die Verhandlungen zur VAG-Revision wurden hauptsächlich mit dem Schweizerischen Brokerverband SIBA geführt. Hier liegt das Kernproblem: Die SIBA vertritt vornehmlich Grosskundenbroker, die sich auf Firmenkunden spezialisiert haben. Privatkunden, die den grössten Schutzbedarf haben, blieben weitgehend unberücksichtigt.
Warum wurden nicht die führenden Privatkundenbroker oder innovative Startups, die sich für finanzielle Bildung und beraterautonome Dienstleistungen einsetzen, in den Verhandlungsprozess eingebunden? Ebenso wenig wurde der Finanzplanerverband Schweiz konsultiert, der genau das Know-how besitzt, um die Interessen der Privatkunden zu vertreten.
Schutz für Privatkunden bleibt Stückwerk
Der Grundgedanke der VAG-Revision – den Schutz für Privatkunden zu verbessern – ist lobenswert. Doch in der aktuellen Form bleibt die Umsetzung halbherzig und lässt viele Fragen offen. Es fehlt an einem ausgewogenen Ansatz, der sowohl gebundene als auch ungebundene Vermittler gleichermassen in die Pflicht nimmt. Die eigentlichen Bedürfnisse der Privatkunden geraten dabei ins Hintertreffen, während die regulatorischen Hürden für ungebundene Vermittler weiter steigen.
Lösungsansätze für eine fairere Regulierung
Um die VAG-Revision gerechter und effektiver zu gestalten, sollten folgende Lösungsansätze in Betracht gezogen werden:
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Gleiche Standards für gebundene und ungebundene Vermittler: Die Anforderungen an Aus- und Weiterbildung, Transparenz bei der Vergütung sowie die Berücksichtigung von Kundenzielen müssen für alle Vermittler – gebundene und ungebundene – gleichermassen gelten. Dies würde Interessenkonflikte verringern und die Beratungsqualität insgesamt erhöhen.
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Einbindung relevanter Akteure: Es ist essenziell, dass bei künftigen Verhandlungen über regulatorische Veränderungen auch Privatkundenbroker, unabhängige Finanzplaner und Startups, die sich für finanzielle Bildung einsetzen, gehört werden. Diese Akteure sind näher an den Bedürfnissen der Privatkunden und könnten wertvolle Beiträge zur Diskussion leisten.
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Klarere Definition von Provisionsmodellen: Um Interessenkonflikte zu vermeiden, sollten klare und transparente Regeln für provisionsbasierte Vergütungen festgelegt werden. Diese sollten so gestaltet sein, dass die Berater primär im Interesse des Kunden handeln, ohne durch konzerninterne Vorgaben in Konfliktsituationen zu geraten.
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Bessere Weiterbildungsmöglichkeiten: Die Finanzbranche entwickelt sich rasant weiter, besonders im Bereich der digitalen Dienstleistungen. Vermittler sollten Zugang zu praxisnahen und zukunftsorientierten Weiterbildungsangeboten haben, die nicht nur regulatorische Anforderungen abdecken, sondern auch Themen wie digitale Beratungstools und nachhaltige Finanzplanung umfassen.
Fazit: Worauf sollten Sie als Kunde jetzt achten?
Die VAG-Revision ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber es bleibt Luft nach oben. Bis die angestrebten Nachbesserungen umgesetzt sind, sollten Sie als Kunde besonders wachsam sein. Wenn Sie mit einem Berater zusammenarbeiten, fragen Sie gezielt nach, ob er gebunden oder ungebunden ist. Ungebundene Vermittler können oft ein breiteres Produktspektrum anbieten, während gebundene Vermittler möglicherweise stärker auf bestimmte Versicherer fokussiert sind.
Verlangen Sie Transparenz über die Vergütungsmodelle des Beraters – sowohl bei ungebundenen als auch bei gebundenen Vermittlern. Es ist wichtig zu wissen, ob und wie Provisionen die Beratung beeinflussen könnten. Achten Sie darauf, dass Ihre finanziellen Interessen im Mittelpunkt der Beratung stehen und nicht die Unternehmensziele des Vermittlers.
Mit diesen Vorsichtsmassnahmen können Sie sich besser orientieren und von der Reform profitieren, während die Regulierung noch nachgebessert wird.
Über den Autor
Philippe Muntwyler ist CEO von Caveo und ein erfahrener Finanzplaner mit über 15 Jahren Erfahrung in der Versicherungs- und Vorsorgebranche. Als Befürworter von finanzieller Bildung und digitaler Transformation in der Finanzbranche setzt er sich für eine nachhaltige Veränderung der Beratungslandschaft ein. Mit seiner Expertise und seiner Leidenschaft für moderne Technologien hat er den ersten Robo-Advisor für Vorsorge in der Schweiz mitentwickelt. Philippe ist zudem Podcaster und teilt seine Einsichten regelmässig auf LinkedIn, wo er Themen rund um Finanzplanung, Vorsorge und die Zukunft der Branche diskutiert. Mehr zu Philippe Muntwyler finden Sie auf LinkedIn.
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